Jens Kolb

Auszug aus der Examensarbeit:
"Faustball - Eine Untersuchung zu Problemen, Problemlösungen und Möglichkeiten einer Weiterentwicklung und Verbreitung"
(Jens Kolb, Oldenburg 2000)

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3. Darstellung der empirischen Untersuchung

3.1. Problemstellung und Zielsetzung

Im vorangegangenen Kapitel wurde der historische Werdegang der Sportart Faustball und der derzeitige Stand dargestellt. Dabei sind folgende Probleme der Sportart bereits aufgeführt worden:

· geringe und stagnierende Mitgliederzahl
· das ursprüngliche Schulspiel ist kein fester Bestandteil des Schulsports mehr
· der Sitz des Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit im TK Faustball ist nicht besetzt

Zusätzlich geht aus den Ausführungen zum FFKF hervor, daß der finanzielle Spielraum des Faustballs beschränkt ist.

Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, durch eine empirische Untersuchung herauszufinden, welche weiteren Probleme der Sportart existieren und welche Gründe dafür vorliegen. Ansatzpunkt der Untersuchung ist somit ein konkretes Praxisproblem.

Darüber hinausgehend sollen erste Lösungsansätze für die bestehenden Probleme herausgearbeitet werden, die zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Faustballs beitragen können. Eine konkrete Umsetzung dieser Lösungsansätze in der Praxis ist im Rahmen dieser Arbeit nicht angestrebt. Die Ergebnisse können dazu dienen, die Diskussion über Probleme der Sportart und um deren Lösungsmöglichkeiten voranzutreiben (Praxisveränderung). Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, ist von mir angestrebt, diese Examensarbeit, bzw. Auszüge davon, im Internet zu veröffentlichen und als Download zur Verfügung zu stellen.

Da der Diskurs Forscher - Betroffene, wie im weiteren Verlauf ersichtlich wird (vgl. Kap. 3.2.3.), auf einer gleichberechtigten Ebene verläuft, kann die empirische Untersuchung nach MAYRING (1999, 36) im weitesten Sinn der Handlungsforschung zugeordnet werden, denn die Handlungsforschung verfolgt dem Grundgedanken nach folgende drei Ziele:


1) "Direktes Ansetzen an konkreten sozialen Problemen<
2) Praxisverändernde Umsetzung der Ergebnisse im Forschungsprozeß
3) Gleichberechtigter Diskurs Forscher - Betroffene".

Im Zentrum der Handlungsforschung steht nach MAYRING (1999, 36) der Diskurs. Hauptaufgabe des Forschers ist es, diesen Diskurs zu analysieren und zu steuern, bevorzugt durch qualitativ-interpretative Techniken. Dieser Forderung wird in der vorliegenden Arbeit durch die Anwendung eines Experteninterviews nachgekommen (vgl. Kap. 3.2.3.).

Zu Beginn einer Handlungsforschung müssen das jeweilige Praxisproblem definiert und das Ziel der Praxisveränderung umrissen werden. Dies ist oben bereits erläutert worden. Zur Absicherung der Handlungsorientierung sollen systematisch Informationen gesammelt werden, die im Diskurs als Basis dienen. Dadurch wird gewährleistet, daß Informationen im Verlauf des Diskurses problematisiert, d.h. hinterfragt und mit anderen Quellen des Wissens konfrontiert, werden können (vgl. MOSER 1977, 12, in: MAYRING 1999, 36, 38). Diese Handlungsorientierung wird durch die Erstellung des Leitfadens gesichert (siehe Kap. 3.3.), bei dem eine erste Strukturierung des Themenkomplexes 'Faustball' erforderlich wird. Es werden in diesem Zuge Themenkategorien aufgestellt und diesbezüglich Fragen formuliert, die der Problemstellung der Arbeit gerecht werden.

Da aus Zeitgründen nur eine Erhebung durchgeführt werden kann, wird der Forschungsablauf aber nicht den üblichen Verlauf der Handlungsforschung gehen können, bei dem ein ständiger Wechsel zwischen Informationssammlung, Diskurs und praktischen Handlungen stattfindet (vgl. MAYRING 1999, 38). Die Informationen werden vorrangig vor der Erhebung gesammelt. Die praktischen Handlungen entfallen aus den oben genannten Zielgründen der Untersuchung.

Die Handlungsforschung stellt ein mögliches Untersuchungsdesign qualitativ orientierter Forschung dar (vgl. MAYRING 1999, 27), einem Zweig der Sozialforschung, der in den vergangenen Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat (vgl. Kap. 3.2.1.).

Da bislang im Faustball keine empirischen Erhebungen zu diesem Thema durchgeführt wurden, weist die Problembehandlung einen explorativen Charakter auf (vgl. HEINEMANN 1998, 26f). Für diese Art der Problemstellung, die Neues erarbeiten und möglichst globale Zusammenhänge erfassen soll, ist ein quantitatives Vorgehen eher ungeeignet. Nach KLEINING (1995, 16) soll wissenschaftliche Forschung dann "qualitativ" vorgehen, "wenn die Gegenstände und Themen - nach allgemeinem Wissensstand, nach Kenntnis des Forschers oder auch nur nach seiner Meinung - komplex, differenziert, wenig überschaubar, widersprüchlich sind oder wenn zu vermuten steht, daß sie nur als "einfach" erscheinen, aber - vielleicht - Unbekanntes verbergen."

In der vorliegenden Examensarbeit soll der komplexe Bereich der gesamten Faustballsport-Problematik thematisiert werden. Zu behaupten, einen kompletten Überblick über das Themengebiet zu haben, wäre sicherlich vermessen. Folglich muß ein qualitativer Forschungsansatz gewählt werden.