3.
Darstellung der empirischen Untersuchung
3.2.
Methodik und Aufbau
3.2.1. Qualitative versus
quantitative Forschung
Aus den obigen Ausführungen geht hervor,
daß die vorliegende Untersuchung dem qualitativen Ansatz
der empirischen Sozialforschung zugeordnet wird. Die
deutliche Trennung zwischen quantitativer und
qualitativer Forschung "ist ein Ergebnis der
besonderen wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung, vor
allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert."
(KARDORFF 1995, 5). Lange Zeit wurde die qualitative
Forschung als unwissenschaftlich, feuilletonistisch und
unseriös abgewertet. Seit etwa 15 Jahren erfährt sie
aber wieder besondere Beachtung (vgl. KARDORFF 1995, 3;
MAYRING 1999, 3). Es wird von einer qualitativen Wende,
dem Trend hin zu qualitativen Erkenntnismethoden,
gesprochen (vgl. MAYRING 1999, 1). Die Ursprünge
qualitativen Denkens reichen aber bis zu Aristoteles
(384-322 v. Chr.) zurück (vgl. MAYRING 1999, 3). Auf
näheres Eingehen wird verzichtet (vgl. hierzu MAYRING
1999, 3ff).
Der Begriff der qualitativen Forschung ist ein
Zusammenschluß sehr unterschiedlicher theoretischer,
methodologischer und methodischer Zugänge zur sozialen
Wirklichkeit (vgl. KARDORFF 1995, 3; KLEINING 1995, 11;
GARZ/ KRAIMER 1991, 1). Der Zusammenhalt solch
unterschiedlicher Zugänge liegt stärker in der
Abgrenzung zu quantitativ-statistischen Vorgehensweisen
als in einer einheitlichen Konzeption (vgl. GARZ/ KRAIMER
1991, 3).
Einen entscheidenden Gegensatz zwischen qualitativen und
quantitativen Verfahren sieht KLEINING (1982, 227. In:
GARZ/ KRAIMER 1991, 17) in der differierenden
Forschungsorientierung und der damit verbundenen
Zielsetzung: Die qualitative Sozialforschung soll Bezüge
aufdecken, die quantitative soll unterschiedliche
Ausprägungen schon bekannter Züge messen.
Durch diese Orientierung der qualitativen Forschung
folgt, daß zu Beginn des Forschungsprozesses keine
präzisen Hypothesen über den Untersuchungsgegenstand
stehen können, diese sind schließlich noch nicht
endgültig bekannt. Solche Hypothesen können
"allenfalls das Ergebnis einer empirischen
Untersuchung sein" (KROMREY 1991, 30). "Die
Präzisierung von Fragestellungen und die Formulierung
sowie das Verwerfen von Hypothesen sollten sich im
Forschungs- und Erhebungsprozeß im Sinne einer
schrittweisen Klärung ergeben." (HOPF 1995, 181)
Wie oben beschrieben, ist die Gesamtthematik Faustball
vorab nicht vollständig überschaubar und somit auch
nicht durch klare Hypothesen beschreibbar. Bei der
Untersuchung wird nicht so vorgegangen, daß gezielt nach
Beurteilungen und Lösungsmöglichkeiten für bestimmte,
exakt bekannte und genau definierte Probleme der Sportart
Faustball gefragt wird. Ziel ist es vielmehr, die
Probleme, genauso wie die Lösungen, erst in der
Untersuchung zu erarbeiten und zu erörtern. Zur
Hypothesenprüfung müßte die Problemstellung enger
gefaßt werden und könnte nur einzelne Aspekte der
Sportart untersuchen. Dies ist aber nicht angestrebt.
Für den qualitativ orientierten Forscher bedeutet dies,
daß er sich vom Prinzip der Offenheit leiten lassen
muß, d.h.:
· nicht mit einer vorgefaßten Meinung in die
Datenerhebung eintreten
· insbesondere nicht in Hypothesen vorab
festgeschriebene Behauptungen und Definitionen zum
Maßstab der Datensammlung machen
· Vorkenntnisse und Vorahnungen sollen einen bewußt
vorläufigen Charakter haben.
· Diese Vorkenntnisse sollen die Aufmerksamkeit
"sensibilisieren", sollen neugierig machen. Sie
sollen aber nicht voreingenommen machen bei der Auswahl
von Daten und bei deren Charakterisierung als relevant
oder irrelevant für die Forschungsfrage (vgl. KROMREY
1991, 30).
Somit ist es zwar wichtig für den Forscher, den
Untersuchungsgegenstand - in meinem Fall die Problematik
der Sportart Faustball - vorab möglichst umfassend zu
überblicken und erste Wirkzusammenhänge zu erkennen
versuchen. Jedoch darf dies nicht dazu führen, mit einer
vorgefaßten Meinung in die Untersuchung einzutreten und
davon nicht mehr abzuweichen. Auch unerwartete, nicht
antizipierte Aspekte muß der Forscher berücksichtigen,
sprich: er muß offen bleiben für alle in der
Untersuchung auftretenden Ansätze.
Im Gegensatz zum formulierten Prinzip der Offenheit wird
von Vertretern der quantitativen Sozialforschung eine
möglichst detaillierte Vorstrukturierung des
Untersuchungsgegenstandes durch Hypothesen gefordert
(vgl. KROMREY 1991, 32). Die eigentliche
wissenschaftliche Arbeit beginnt nach quantitativer
Auffassung erst nach der Aufstellung von möglichst
präzise formulierten Hypothesen, die durch Konfrontation
mit der Realität überprüft werden (vgl. KROMREY 1991,
30). Dem ersten Schritt der Hypothesengenerierung wird
aus dieser Sichtweise kein wissenschaftlicher Status
zugesprochen (vgl. GARZ/ KRAIMER 1995, 15).
Kommunikation stellt für die qualitative Sozialforschung
ein wesentliches Element dar, wohingegen die quantitative
Sozialforschung als Anhänger der naturwissenschaftlichen
Forschungsrichtung durch Standardisierung der
Erhebungssituation versucht, die Intersubjektivität der
Daten zu sichern (vgl. KROMREY 1991, 32).
Zusammenfassend lassen sich die beiden
Forschungsrichtungen nach den Hauptgedanken wie folgt
gegenüberstellen:
qualitative
Sozialforschung
|
quantitative
Sozialforschung
|
Prinzip der
Offenheit |
möglichst
detaillierte Vorstrukturierung des
Untersuchungsgegenstandes durch Hypothesen |
kommunikative
Erhebung von Situationsdeutungen im sozialen Feld
im Sinne "kontrollierter
Subjetktivität" |
Standardisierung der
Erhebungs-situation zur Sicherung der
Inter-subjektivität der Daten |
Tab. 3:
Hauptprinzipien qualitativer und quantitativer Forschung
Quelle: vgl. KROMREY 1991, 32
3.2.2.
Erhebungsverfahren
Zu unterscheiden vom grundsätzlichen
Untersuchungsdesign sind die konkreten
Untersuchungsverfahren. Das Untersuchungsdesign ist die
grundsätzliche Untersuchungsanlage bzw.
Forschungskonzeption und "stellt als Rahmenbedingung
Regeln auf, die die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen
Proband und Forscher wesentlich bestimmen" (HAUßER
1982, 62. In: MAYRING 1999, 27). Unter den konkreten
Untersuchungsverfahren sind dagegen zu verstehen:
· Methoden der Datenerhebung
· Methoden der Datenaufbereitung
· Methoden der Auswertung (vgl. MAYRING 1999, 27).
Die Methoden in der qualitativen Sozialforschung sind im
Gegensatz zu quantitativen sehr uneinheitlich. Bei
quantitativen Ansätzen erforschen gleiche Methoden
verschiedene Gebiete. Beobachtung und Experiment
bestimmen die quantitative Forschung. Dies ist bei
qualitativen Ansätzen nicht der Fall. Hier sind die
Methoden gegenstandsadäquat (vgl. KLEINING 1995, 13).
Die Schwierigkeit für den qualtitativ orientierten
Forscher besteht also zunächst darin, eine angemessene
Methode für das gewählte Untersuchungsproblem zu
finden.
Nachdem für die vorliegende Untersuchung aus den oben
genannten Gründen ein qualitativ orientierter
Forschungsansatz gewählt wurde, blieb die Frage nach der
genauen Untersuchungsmethode zu klären. Eine
teilnehmende Beobachtung kann dem Untersuchungsziel nicht
gerecht werden. Somit blieb die Möglichkeit der
Befragung. Grundsätzlich kommen zwei Wege der
Befragungserhebung in Betracht:
· der Fragebogen
· das Interview.
Für die Untersuchung im Rahmen dieser Arbeit wurde die
Interviewform gewählt, die in der Sozialforschung den
meistbeschrittenen Weg darstellt und oft als 'Königsweg'
der Sozialforschung bezeichnet wird (Formulierung von
René KÖNIG) (vgl. DIEKMANN 1995, 371).
Eine schriftliche Befragung in Form eines Fragebogens,
die alternativ dazu hätte durchgeführt werden können,
wurde nicht nur aus Zweifel an einer hohen Rücklaufquote
abgelehnt, sondern hauptsächlich, weil die Effizienz
eines Fragebogens für die vorliegende Fragestellung mit
explorativem und kreativem Anteil in Frage zu stellen
ist. Nach LAMNEK (1995, 37) sind schriftliche Erhebungen
von vornherein nicht für qualitative Befragungen
geeignet. Die Interviewsituation hat zudem mehrere
Vorteile gegenüber der schriftlichen Stellungnahme:
· höhere Motivation des Befragten.
· gezieltes Eingehen auf den Befragten.
· Möglichkeit der Konkretisierung der Meinung des
Befragten durch Nachfragen im Interview.
Letzteres war ein weiterer Grund für die Wahl einer
Interviewerhebung. Der Fragebogen gibt dem Forscher nach
dem Verschicken an die Probanden keine weitere
Einflußnahme mehr. Mögliche auftretende Unklarheiten
bei schriftlichen Äußerungen der Befragten müssen
demnach als gegeben hingenommen werden. In der konkreten
Interviewsituation dagegen besteht die Möglichkeit,
unklare oder mißverständliche Darstellungen gezielt zu
hinterfragen. So bestand bei der vorliegenden Problematik
die Gefahr, daß Probleme von den Befragten
möglicherweise erkannt und benannt werden, aber nicht
ausführlich genug, um den gedanklichen Hintergrund der
Aussage gleichzeitig miterfassen zu können. Dies ist in
einem Interview eher der Fall.
Ein weiterer Vorteil des Interviews besteht darin, daß
wirklich gesichert ist, daß die befragte Person die
Antworten gegeben hat. Beim Verschicken von Fragebögen
kann dies nicht kontrolliert werden.
Den großen Nachteil, daß die Zahl der Erhebungen nicht
so groß gewählt werden kann, wird dadurch egalisiert,
daß in den Interviews Experten befragt werden.
3.2.3.
Leitfadengestütztes Experteninterview
Durch die erwähnte Gegenstandsadäquatheit
qualitativer Methoden existieren vielfältige Varianten
qualitativer Interviews (vgl. MAYRING 1999, 49; HOPF
1995, 177). Gemeinsam ist allen die Offenheit der
Frageformulierung und die qualitative Auswertung.
Unterschiede sind beim Strukturierungsgrad zu erkennen
(vgl. MAYRING 1999, 49).
Die aufgeführten Eigenschaften von Interviewformen
beziehen sich auf die Freiheitsgrade der Interviewpartner
und auf das Auswertungsverfahren:
· Freiheitsgrade des Befragten (offenes/geschlossenes
Interview) Bei geschlossenen Interviews erhält der
Befragte vorgegebene Antwortalternativen, aus denen er
auswählt. Bei offenen können die Befragten dagegen frei
antworten.
· Freiheitsgrade des Interviewers
(unstrukturiertes/strukturiertes bzw. unstandardisiertes
/standardisiertes Interview) Bei einem standardisierten
Interview sind die Fragen genau formuliert und die
Frage-Reihenfolge ist festgelegt. Der Interviewer hat
keinen Spielraum.
· Auswertung des Interviewmaterials
(qualitatives/quantitatives Interview) Quantitative
Interviews werden mit Hilfe der Mathematik ausgewertet.
Qualitative Auswertungen erfolgen an Hand
qualitativ-interpretativer Techniken. (vgl. MAYRING 1999,
49).
Zur Verkürzung der Ausführungen wird die Vielzahl der
unterschiedlichen qualitativen Interviews nicht näher
erläutert - wie z.B. narratives, fokussiertes,
problemzentriertes Interview. Die folgenden Ausführungen
beschränken sich auf die gewählte Form des
leitfadengestützten Experteninterviews.
Das leitfadengestützte Experteninterview ist ein
offenes, teilstrukturiertes und qualitatives Interview.
Teilstrukturiert deshalb, weil sich der Interviewer im
Interview an einem zuvor erarbeiteten Leitfaden
orientiert, diesen aber flexibel handhaben kann (vgl.
Kap. 3.2.3.1.).
Im Interview gibt es keine Antwortvorgaben, so daß die
Befragten ihre Ansichten und Erfahrungen frei
artikulieren können. Die Erwartung, die hinter dieser
offenen Interviewgestaltung liegt, ist die, das dadurch
die Sichtweisen des Subjekts eher zur Geltung kommen als
in standardisierten Interviews oder Fragebögen (vgl.
FLICK 1996, 94).
Die offene Interviewgestaltung hat folgende Vorteile:
· "Man kann überprüfen, ob man von den Befragten
überhaupt verstanden wurde.
· Die Befragten können ihre ganz subjektive Perspektive
und Deutungen offenlegen.
· Die Befragten können selbst Zusammenhänge, größere
kognitive Strukturen im Interview entwickeln.
· Die konkreten Bedingungen der Interviewsituation
können thematisiert werden." (vgl. KOHLI 1978. In:
MAYRING 1999, 51)
Durch diese Interviewgestaltung kann ein verstärktes
Vertrauensverhältnis zwischen Interviewer und Befragten
aufgebaut werden, denn der "Interviewte soll sich
ernstgenommen und nicht ausgehorcht fühlen"
(MAYRING 1999, 51).
Zugleich wird dem Befragten die Möglichkeit gegeben,
auch vom Interviewer nicht antizipierte Gesichtspunkte
und Themenbereiche anzusprechen (vgl. HOPF 1995, 179).
Dies ist für die vorliegende Untersuchung von besonderer
Bedeutung, da in der Vorstrukturierung nicht der Anspruch
erhoben wird, alle Probleme der Sportart und deren
Lösungsmöglichkeiten vorauszuahnen. "DEXTER ...
plädiert mit Nachdruck für offene Interviews, um die
Situationsdefinition des Experten, seine Strukturierung
des Gegenstandes und seine Bewertung zu erfassen."
(MEUSER/ NAGEL 1991, 442; vgl. DEXTER 1970, 5ff)
3.2.3.1. Funktion des Leitfadens
Im Gegensatz zu standardisierten Interviews oder
Fragebögen wird das leitfadengestützte Interview nur
anhand eines grob strukturierten Schemas geführt. Der
Interviewer geht stärker auf den Befragten ein, wodurch
der Spielraum erhöht wird, die Fragen zu formulieren,
anzuordnen und Nachfragen zu stellen (vgl. FRIEDRICHS
1990, 224).
Restriktive Vorgaben in solchen standardisierten
Erhebungen - wann, in welcher Reihenfolge und wie Themen
zu behandeln sind - verstellen eher die Sicht des
Subjekts als diese zu eröffnen (vgl. FLICK 1996, 112).
Der Leitfaden hat eine doppelte Funktion: Einerseits wird
durch die Ausarbeitung der Leitfragen eine intensive
Beschäftigung des Forschers mit der Thematik
vorausgesetzt, wodurch vermieden wird, daß dieser im
Interview als inkompetenter Gesprächspartner auftritt.
Andererseits gewährleistet die Orientierung am
Leitfaden, daß eine Ausuferung in für die
Problemstellung uninteressante Themengebiete verhindert
werden kann, zugleich aber für den Experten der Freiraum
besteht, "seine Sache und Sicht der Dinge zu
extemporieren" (MEUSER/ NAGEL 1991, 448).
3.2.3.2. Auswahl der Experten für die Interviews
Die im Experteninterview befragten Personen
interessieren im Gegensatz zu anderen Formen des offenen
Interviews weniger als Gesamtperson, sondern vielmehr in
der Eigenschaft als Experte für ein bestimmtes
Handlungsfeld. Gleichzeitig interessieren sie als
Repräsentant einer Gruppe und nicht als Einzelfall (vgl.
FLICK 1996, 109).
Der Expertenstatus ist ein relationaler Status und wird
in gewisser Weise vom Forscher verliehen, begrenzt auf
eine spezifische Fragestellung (vgl. MEUSER/ NAGEL 1991,
443). "Als Experte wird angesprochen,
· wer in irgendeiner Weise Verantwortung trägt für den
Entwurf, die Implementierung oder die Kontrolle einer
Problemlösung oder
· wer über einen privilegierten Zugang zu Informationen
über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse
verfügt." (MEUSER/ NAGEL 1991, 443)
Die von mir gewählten Experten sind, bis auf eine
Person, alle in Niedersachsen ansässig. Im Rahmen einer
Examensarbeit ist eine Interviewerhebung in ganz
Deutschland nicht angemessen.
Die Anzahl der Befragten ist mit 8 Personen im Gegensatz
zu einer schriftlichen Erhebung gering, einem
Experteninterview im Rahmen einer Examensarbeit aber
angemessen. Die Auswertung von Interviews ist sehr
zeitaufwendig, so daß die Anzahl der befragten Personen
eng begrenzt sein muß.
Das Alter der Experten reicht von 27 Jahren bis 64
Jahren, so daß Meinungen von jung und alt
berücksichtigt werden. Es ist nur eine weibliche Person
unter den Befragten, was aber darin begründet liegt, das
Funktionärstätigkeiten zum größten Teil von
männlichen Personen ausgeübt werden (vgl. dazu Aussage
von L.B. in Kap. 4.2.3.1.).
Für die vorliegende Untersuchung werden Experten mit
verschiedenen Funktionen herangezogen, wobei die so
gebildeten Gruppen jeweils noch einmal in drei Bereiche
unterteilt werden, um eine bessere Typologie zu
erreichen:
· Spieler
(A: Nationalspieler; B: Bundesligaspieler; C: Spieler in
unterer Klasse)
· Trainer
(A: Nationalrainer; B: Bundesligatrainer; C:
Jugendtrainer)
· Funktionäre
(A: Bundesebene; B: Landesturnverbandsebene; C:
Vereinsebene)
Nachfolgend werden die faustballspezifischen
Tätigkeitsgebiete der befragten Experten angeführt, um
die Antworten vor diesem Hintergrund besser bewerten zu
können. Die jeweiligen Kreuze zeigen an, daß der
Experte in diesem Bereich aktuell tätig ist, bzw. in der
Vergangenheit tätig war.
Experte
|
Geschlecht
|
Spieler
|
Trainer
|
Funktionär
|
|
|
A
|
B
|
C
|
A
|
B
|
C
|
A
|
B
|
C
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A.P.
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m
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|
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X
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|
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X
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X
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H.P.
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m
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X
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X
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X
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X
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L.B.
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m
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X
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|
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X
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X
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X
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O.N.
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m
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X
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X
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X
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X
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|
|
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S.B.
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w
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X
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X
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T.B.
|
m
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X
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X
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|
X
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X
|
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|
|
U.M.
|
m
|
X
|
X
|
|
|
X
|
X
|
|
X
|
X
|
U.S.
|
m
|
X
|
X
|
|
X
|
X
|
|
|
|
|
Tab. 4:
Experten und deren Tätigkeitsfeld
Quelle: Eigene Darstellung
3.2.3.3. Anforderungen an den Interviewer
Aus den bisherigen Ausführungen zum gewählten
Erhebungsverfahren wird deutlich, daß an den Interviewer
beim leitfadengetützten Interview hohe Anforderungen
gestellt werden. Da nicht einzelne Fragen nacheinander
behandelt werden, sondern gezielt auf die Antworten des
Befragten eingegangen werden soll, kann der
Interviewverlauf vorher nur in groben Zügen geplant
werden. Vom Interviewer wird gefordert:
· zuzuhören
· dabei die Problemstellung immer im Auge zu behalten,
also abzuwägen, ob die Aussagen des Befragten noch zum
Thema passen
· in Gedanken den kommenden Gesprächsverlauf in groben
Zügen weiterzuplanen
· auf eventuell nicht antizipierte Themengebiete
einzugehen
· in Gedanken zu verfolgen, welche der Fragen des
Leitfadens bereits beantwortet sind, bzw. auf welche noch
einzugehen ist
· abzuschätzen, wann einzelne Themengebiete ausreichend
behandelt sind, bzw. auf welche noch vertiefter
eingegangen werden muß (vgl. auch FLICK 1996, 113)
Durch die offene Interviewführung wird somit deutlich,
daß der Interviewer stets in der konkreten Situation
ad-hoc-Entscheidungen zu treffen hat. Deshalb ist vor der
eigentlichen Untersuchungserhebung eine gewisse
Interviewschulung wichtig, also ein Pretest (vgl. FLICK
1996, 113).
3.2.3.4. Pretest
Bei Studien, die ein Problem allein mit der Methode
des Interviews untersuchen, ist ein Pretest von
entscheidender Bedeutung (vgl. FRIEDRICHS 1990, 234).
Auch wenn bei leitfadengestützten Interviews die
Ergebnisse nur begrenzt auf die Hauptuntersuchung zu
beziehen sind, da das Verhalten der einzelnen
Interviewpartner nur wenig vorhersehbar ist, erfüllt der
Pretest wichtige Funktionen:
· Überprüfung der Brauchbarkeit des Leitfadens
· Schulung des Interviewverhaltens des Fragenstellers
(vgl. FRIEDRICHS 1990, 234f; DIEKMANN 1995, 415f).
Der Pretest ist die erste Bewährungsprobe für den
Leitfaden und den Interviewer. Die Befragten sollen dazu
ermutigt werden, weniger verständliche Fragen zu
kritisieren und eine Gesamteinschätzung des Interviews
abzugeben (vgl. DIEKMANN 1995, 416).
3.2.3.5. Aufzeichnung der Interviews
Die Aufzeichnung des Interviews erfolgt mittels eines
Cassettenrecorders (nach vorheriger Einwilligung des
Interviewpartners). Das hat den Vorteil, daß der
Interviewer sich ganz auf den Gesprächsverlauf und den
Befragten konzentrieren kann und keine
Informationsverluste durch ein zwangsweise verkürzendes
Protokoll entstehen (vgl. FRIEDRICHS 1990, 229).
3.2.3.6. Methode der Auswertung
Die Auswertung der empirischen Untersuchung wird an
die Ausführungen von MEUSER/ NAGEL (1991) angelehnt.
Zunächst einmal ist "jeder Interviewtext das
Protokoll einer besonderen Interaktion und Kommunikation,
unverwechselbar und einmalig in Form und Inhalt"
(MEUSER/ NAGEL 1991, 451). Aufgabe des Forschers ist es,
die Vergleichbarkeit der Texte herzustellen und zu
kontrollieren.
"Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist, gemessen
am standardisierten Interview, gering. Es entsteht eine
Datenmatrix für die Befragten mit verschiedenen und
ungleich umfangreichen Informationen, oder strenger: eine
Matrix, die nur wenige Variablen bei allen Befragten
umfaßt." (FRIEDRICHS 1990, 236) Dies trifft
besonders durch die Voraussetzung zu, daß die Befragten
auf verschiedenen Teilgebieten Expertenwissen besitzen
und zudem bei Lösungsansätzen individuelle und
innovative Vorschläge machen können. Da aber eine
qualitativ-interpretative Auswertung durchgeführt wird,
ist dies von untergeordneter Bedeutung. Als
Auswertungsmethode dient das Vorgehen des thematischen
Vergleichs, mit dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede der
Expertenaussagen festgestellt werden (vgl. MEUSER/ NAGEL
1991, 452; FLICK 1996, 110).
Eine besondere Bedeutung für die Auswertung nimmt der
Leitfaden des Interviews ein. Durch den Leitfaden wird
die Vergleichbarkeit der Texte erst ermöglicht. Er dient
dazu, das Interview auf die relevanten Themen zu
focussieren (vgl. MEUSER/ NAGEL 1991, 452). Zudem stellen
die "thematischen Schwerpunkte des Leitfadens ...
Vorformulierungen der theorierelevanten Kategorien dar,
die in der Auswertung aufgenommen werden." (MEUSER/
NAGEL 1991, 454) Diese Vorformulierungen erweisen sich
nicht alle als sinnvoll, "die meisten erfahren mehr
oder weniger umfangreiche Modifikationen" (MEUSER/
NAGEL 1991, 454).
Bei der Auswertung werden inhaltlich zusammengehörige
Passagen zusammengefaßt, auch wenn sie über den Text
verstreut sind. Entscheidend ist nicht die
Sequenzialität von Äußerungen je Interview, sondern
der thematische Inhalt (vgl. MEUSER/ NAGEL 1991, 453).
Die Auswertung der Interviews erfolgt in mehreren
Teilschritten (vgl. MEUSER/NAGEL 1991, 455ff). Zunächst
werden die einzelnen Interviews für sich bearbeitet und
verdichtet, bevor ein Vergleich der einzelnen Aussagen
stattfindet.
Vor der Auswertung steht die Transkription der
Tonbandaufnahme. Diese erfolgt bei qualitativen
Interviews in der Regel nicht vollständig. Die
Ausführlichkeit der Transkription ist abhängig vom
Diskursverlauf. Je mehr sich der Diskursverlauf der
Idealform des Gelingens annähert, desto ausführlicher
wird die Transkription sein, weil gehäufter relevante
Informationen auftreten. Im Gegensatz dazu werden
Ausführungen der Experten zu nicht relevanten Themen,
die sich eher der Form des Mißlingens annähern, nur
selektiv notiert.
Im Anschluß an die Transkription erfolgt die Verdichtung
des Textmaterials und der Schritt des thematischen
Vergleichs der verschiedenen Interviews.
Da die Aussagen der Experten einzelnen Themengebieten
zugeordnet, also kategorisiert, werden, ist ein Vergleich
auch bei unterschiedlich ausführlicher Beantwortung
möglich. Gerade hier liegt ein Vorteil qualitativen
Vorgehens.
|