Jens Kolb | Auszug aus der
Examensarbeit: |
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4.3. Weiterführende Auswertung - Vorgehensweise für die Verbesserung der Faustball-Situation
4.2.2.1. Ist-Zustand und Probleme | 4.2.2.2. Lösungsansätze |
Die Beurteilung des Bekanntheitsgrades
bereitete den befragten Experten große Schwierigkeiten,
da es sehr viele Einflußgrößen gibt. Die erste
Einschätzung der Experten reicht von "... ist
schwierig einzuschätzen." (S.B.), bis hin zu
"... sehr gering." (O.N.) Einen großen
Bekanntheitsgrad sieht keiner der Experten als gegeben -
jedenfalls nicht bundesweit. Daß die Bewertung des Bekanntheitsgrades vom Blickwinkel des Betrachters abhängt, stellt U.M. in seiner scheinbar paradoxen Aussage heraus: "Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Im Fernsehen und überregionalen Printmedien ist sehr wenig Faustball drin. Also ist eigentlich ein geringer Bekanntheitsgrad da, weil es dabei nicht um Geld geht. Insgesamt gesehen ist der Bekanntheitsgrad also sehr gering. Auf der anderen Seite muß man aber sagen, ist der Bekanntheitsgrad relativ groß. Es ist erstaunlich, daß trotz der geringen Medienpräsenz so viele Leute Faustball spielen. Und es kennen auch sehr viele Leute, die es irgendwo gehört haben und doch irgendwo wissen: Waren das nicht die Ahlhorner oder Moslesfehner? Ach da kommt ihr her." (U.M.) In dieser Aussage sind drei wesentliche Aspekte des Bekanntheitsgrades der Sportart Faustball enthalten, über die bei den Experten keine Zweifel bestehen:
Diese Aspekte stelle ich im folgenden ausführlicher dar: Insgesamt hat der Faustballsport unbestritten einen relativ geringen Bekanntheitsgrad in Deutschland: "Beim Bekanntheitsgrad liegt leider ein kleines Manko." (L.B.) Das führt sogar so weit, daß die Sportart von einem Teil der deutschen Bevölkerung überhaupt nicht eingeordnet werden kann. "Im Normalfall sagt der größte Teil: Faustball - was ist das denn?" (A.P.) "Der Bekanntheitsgrad ist sehr gering. In den Medien ist Faustball kaum vertreten, im Fernsehen erst recht nicht. Von daher: Wenn man mit Leuten spricht und erzählt denen, daß man Faustball spielt, dann guckt man erst mal in ein großes Fragezeichen und muß erst mal die Sportart erklären." (O.N.) "Also es kennt ja tatsächlich kaum jemand. Meistens wird man belächelt. Da muß man schon wirklich drüber stehen - die meisten kennen's nicht. ... und wenn, dann eher als Altherrensport." (S.B.) "Wenn ich neue Familien im Ort angesprochen habe, ob sie Lust haben, Faustball zu spielen, heißt es oft erst einmal immer: Faustball, was ist das denn? Und weiter: Ich doch nicht. Der Bekanntheitsgrad ist einfach zu gering." (H.P.) Wie deutlich zu erkennen ist, hängt mit dem Bekanntheitsgrad der Sportart das Image zusammen. Wenn die Sportart wenig bekannt ist, kann sie nur durch Vorurteile bewertet werden. So bilden sich die Vorurteile wie der erwähnte 'Altherrensport'. Aus der Aussage von H.P. geht weiterhin hervor, daß ein geringer Bekanntheitsgrad der Verbreitung des Faustballs entgegenwirkt. Niemand betreibt gerne eine Sportart, die im Freundes- und Bekanntenkreis ein geringes Ansehen genießt. Der beschriebene geringe Bekanntheitsgrad ist bundesweit zu sehen. Daneben gibt es regionale Schwankungen. So gibt es Faustball-Hochburgen, in denen der Bekanntheitsgrad sehr hoch ist und Faustball dort ein dementsprechend hohes Ansehen genießt. Über die regionalen Unterschiede herrscht Einigkeit. Hierzu werden einige ausgewählte Zitate angeführt: "Der Bekanntheitsgrad ist regional unterschiedlich. Im Landkreis Oldenburg ist Faustball beispielsweise sehr bekannt. Dort sind gleich 3 Bundesligavereine vertreten." (T.B.) "Meine Erfahrung ist: In Voerde wurde es mit der Zeit mit unseren Erfolgen immer populärer. ... Wenn ich es aber vergleiche: ich habe zeitweise auch für Köln gespielt - da waren wir nur ein kleines Licht. ... Ansonsten: In einzelnen Städten ist es beliebter als Fußball, davon zehrt der Faustball." (S.B.) "In einigen Landesturnverbänden ist Faustball recht gut bekannt, in anderen wieder weniger. Das liegt sicherlich so ein bißchen an die Aktivitäten, die in der Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden. Es gibt einige regionale Bereiche, wo Bundesligavereine sind, die sich sehr engagieren in der Öffentlichkeitsarbeit. Da wird sicherlich in den Medien etwas mehr verbreitet." (L.B.) Nach Aussagen von T.B. und U.S. ist der Bekanntheitsgrad des Faustballs im Laufe der Zeit geringer geworden (vgl. auch Kap. 2.1.): "Es gibt sicherlich viele Menschen, die schon vom Faustball gehört haben, heutzutage aber kaum eine Einschätzung davon haben, daß nach wie vor relativ viele Menschen Faustball spielen." (U.S.) "Deutschlandweit ist Faustball ganz klar Randsportart - das hat sich leider so entwickelt. Faustball hatte eine starke Verbreitung. Nach dem Krieg gab es mehr Faustballer als Volleyballer und Basketballer." (T.B.) Diese Tendenz scheint zu bestehen. Viele ältere Menschen kennen die Sportart Faustball im Gegensatz zu den heutigen Jugendlichen. In einigen aufgeführten Aussagen ist bereits zum Vorschein getreten, daß der Bekanntheitsgrad kaum gesondert von der Medienpräsenz der Sportart zu betrachten ist. Die geringe Medienpräsenz des Faustballs wird von keinem Experten bestritten. Exemplarisch dazu einige Aussagen: "Wäre es besser in den Medien vertreten, dann wüßten die Leute, was Faustball ist." (H.P.) "Im Fernsehen und überregionalen Printmedien ist sehr wenig Faustball drin. Also ist eigentlich ein geringer Bekanntheitsgrad da." (U.M.) "Es ist natürlich immer eine Schwierigkeit, wenn man nicht in den Medien vertreten ist, wie Rundfunk usw., dann den Bekanntheitsgrad zu fördern und auszuweiten und da liegen wir eigentlich ein bißchen im Argen." (L.B.) "In den Medien hat Faustball keine entsprechende Präsenz. In den großen Medien Fernsehen und Rundfunk sind wir wenig vertreten, in den Printmedien oft nicht im Hauptteil, sondern unter 'Lokales'." (U.S.) Als kleine Lernthese der Experten kann die folgende Aussage dazu gewertet werden: "Und wenn's nicht in den Medien und im Fernsehen vertreten ist, dann kennt's auch keiner." (S.B.) Die geringe Medienpräsenz wiederum unterliegt ebenfalls regionalen Schwankungen, der Zusammenhang zum Bekanntheitsgrad ist unverkennbar. Exemplarisch dazu folgende Aussage: "Hier im Umkreis [Oldenburg, J.K.] ist Faustball unheimlich bekannt. Wenn Leute sich für Sport interessieren, egal für welche Sportart, dann lesen sie es auch, weil Faustball in sehr vielen Zeitungen steht, besonders hier in Niedersachsen." (A.P.) "In Regionen, in denen Faustball geballt ist, ist es in den Printmedien gut vertreten." (H.P.) Wie bei sicherlich allen Sportarten, die nicht zu den Top-Sportarten gehören, ist die Pressearbeit eine 'Bringschuld'. Darunter ist zu verstehen, daß die Medienvertreter im Unterschied zu Fußball, wo sogar Gelder für die Übertragung von Spielen verlangt werden können, nicht aus eigenem Antrieb auf den Faustballsport zukommen, um über Faustball zu berichten. Die Faustballvertreter müssen selber aktiv werden und an die Pressevertreter herantreten. Dies wird von den Experten durchgängig erkannt. "Wir können nicht erwarten, daß die Presse zu uns kommt." (U.M.) "Die Vereine müssen selber aktiv etwas tun, weil die Redakteure der Sportredaktionen durch die großen Sportarten wie Fußball oder Autorennen so ausgelastet sind, daß sie sich um die anderen Sportarten kaum kümmern können." (A.P.) "Die Berichterstattung vom Faustball ist vom Wohlwollen der Redakteure abhängig." (T.B.) Trotz der unbestrittenen Bringschuld der Pressearbeit liegt in diesem Bereich ein großes Problem der Faustballer. "Es ist keine konsequente Öffentlichkeitsarbeit da. Oftmals läßt die Zusammenarbeit der Vereine mit den Printmedien zu wünschen übrig. Sehr wenig Vereine, selbst Bundesligavereine, haben einen Pressesprecher, der sich darum kümmert, daß die Medien regelmäßig mit Berichten und Informationen versorgt werden." (U.S.) Aus eigener Erfahrung als freier Mitarbeiter bei der NWZ und Berichterstatter über die 1. Bundesliga-Nord der Herren kann der Verfasser die Problematik unterstreichen. Die Ergebnisübermittlung nach dem Spieltag ist teilweise recht schleppend. Es kann schon sehr demotivierend sein, mehrere Stunden auf Spielberichte der anderen Bundesligateams zu warten. Bei unabhängigen Pressevertretern, die kein großes Eigeninteresse am Faustballsport haben, kann dies sicherlich auf Dauer dazu führen, die Berichte mit einer geringeren Motivation zu verfassen. Dies wirkt sich nicht gerade positiv auf die Qualität und Quantität der Faustballberichte aus. Bei unregelmäßiger Übermittlung besteht die Gefahr, daß Faustball ganz gestrichen wird. Auch auf Bundesebene gibt es ein großes Problem in diesem Bereich. Daß der Sitz des Öffentlichkeitsbeauftragten im TK Faustball noch nicht wieder besetzt werden konnte, wird von allen Befragten als großes Problem angesehen: "Das ist eigentlich ein Unding." (S.B.) "Es ist schon ein sehr kritisches Zeichen, daß der Posten ... nicht besetzt ist." (U.S.) L.B. fügt aber hinzu, daß trotz nichtbesetztem Posten die Öffentlichkeitsarbeit nicht vollkommen brach liegt, sondern von mehreren Mitarbeitern übernommen wurde (u.a. von ihm selber). "Zur Zeit werden die Agenturen, Fernsehanstalten, Rundfunkanstalten und Pressemedien bedient, wo wir halt über die unteren Gliederungen Kontakte haben. In dem Sinne hat die Öffentlichkeitsarbeit kaum gelitten." (L.B.) Als Gründe für die schwierige Besetzung werden verschiedene Aspekte genannt. Neben der hohen Arbeitsintensität des Postens in Verbindung mit der ehrenamtlichen Tätigkeit wird teilweise bemängelt, daß sich das TK Faustball zu wenig um Ersatz bemüht hat. "Das ganze Thema Presse und Öffentlichkeitsarbeit wurde meines Erachtens sehr stiefmütterlich behandelt." (O.N.) "Das jetzige TK hat sich nicht um Ersatz bemüht, sondern einfach mehr oder weniger das Amt verwaltet." (U.M.) Nach Angaben zweier Experten besteht dieses Problem in Zukunft voraussichtlich nicht mehr: "Der Posten ist nun so gut wie besetzt." (L.B.) "Der Posten ist kommissarisch besetzt worden auf der letzten TK-Sitzung und ab Herbst voraussichtlich wieder voll." (O.N.) Untrennbar mit dem Bekanntheitsgrad ist die Verbreitung der Sportart und deren Aktivenanzahl verknüpft, wie aus der Aussage von T.B. oben bereits hervorgeht. Je mehr Menschen Faustball spielen, desto höher ist automatisch der Bekanntheitsgrad. Hierin liegt ein weiteres Problem im Faustball: "Es ist zu wenig Masse [an Faustballspielern, J.K.] vorhanden." (U.S.) "Es spielen nicht viele." (S.B.) Diese beiden Aussagen sind wiederum deutschlandweit zu betrachten. Die obigen Aussagen von U.S. und U.M. (es spielen relativ viele Faustball) stehen diesen Aussagen nicht gegenüber, der Blickwinkel ist lediglich ein anderer. Einerseits wird die Aktivenanzahl sachlich quantitativ betrachtet (im Verhältnis beispielsweise zur Bevölkerungszahl), andererseits vor dem Hintergrund der geringen Medienpräsenz und dem geringen Bekanntheitsgrad (und trotzdem spielen so viele Faustball, obwohl es kaum jemand kennt). Vor dem Hintergrund der Bevölkerungszahl Deutschlands ist die Anzahl der Faustballspieler äußerst gering. Nach dem Stand 31.12.1997 mit 82.057.379 Einwohnern in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. VON BARATTA 1998, 201) nehmen die rund 52.500 Faustballspieler einen Anteil von nicht einmal 0,07 % der Gesamtbevölkerung ein (Vergleichszahlen anderer Sportarten siehe DSB-Statistik 1999: Basketball: 207.000, Volleyball: 534.000, Handball: 834.000, Fußball: 6.311.000). Dadurch kann der erwähnte Effekt, daß ein Faustballer Freunde, Bekannte oder Familienangehörige zum Mitmachen bewegt, schwer zum Tragen kommen. "Die Sportart ist sehr unbekannt. Man geht nicht zufällig zum Faustball oder das Kind kommt aus der Schule und sagt zu den Eltern: Ich möchte gerne Faustball spielen - wenn es nicht zufällig gerade einen Klassenkameraden hat, der auch Faustball spielt." (O.N.) "Überwiegend kommen die Nachwuchsfaustballer aus den Familien der Aktiven. Das krankt halt daran, daß wir in den Medien wenig vertreten sind. Die Jugend drängt heute zu den medienträchtigen Sportarten, die sie jeden Tag im Fernsehen sehen." (L.B.) Probleme bezüglich Stadt und Land werden unterschiedlich beurteilt, sicherlich basierend auf dem Erfahrungshintergrund. Es ist aber anzunehmen, daß man sich aus Sicht einer Faustball-Hochburg im ländlichen Bereich sehr schwer ein Bild davon machen kann, mit welchen Problemen sich eine Faustball-Abteilung in einer Großstadt auseinandersetzen muß. Die Aussage von A.P. ist vor diesem Hintergrund sicherlich ein wenig zu relativieren. "Eigentlich sind die Probleme überall gleich." (A.P.) H.P. vertritt tendenziell die gleiche Meinung, erkennt aber kleine Unterschiede. "Besser Fuß fassen kann Faustball im ländlichen Bereich, wo es nicht so große Konkurrenz durch andere Sportarten gibt. Aber auch in einer Großstadt ist es zu schaffen, Faustballvereine am Leben zu erhalten." (H.P.) Leicht ist die Arbeit auch in kleinen Orten nicht. Es ist aber anzumerken, daß die Probleme in einer Stadt wesentlich größer sind als auf dem Dorf, in dem sich Faustball bereits durchsetzen konnte (vgl. auch Aussagen in Kap. 4.3.1.). "In der Großstadt ist es sehr schwer. Trend- und andere Sportarten treten schon in sehr starke Konkurrenz mit dem Faustball. Kaum ein Kind wird sich für Faustball jede Woche über eine halbe Stunde in die Straßenbahn setzen, um zum Training zu kommen." (O.N.) "Der Vorteil von ländlichen Gegenden ist, daß der Kontakt viel enger ist. In städtischen Bereichen ist alles etwas anonymer. Außerdem gibt es in der Stadt ganz klar größere Konkurrenz und es Bedarf sicherlich größerer Anstrengung." (L.B.) Als Beleg für dieses Phänomen kann der aktuelle Zusammenschluß der beiden Hannoveraner Bundesligamannschaften TH Hannover 52 und TK Hannover herangezogen werden. Beide langjährigen Größen der Faustball-Bundesliga haben Probleme im Personalbereich und spielen aus diesem Grund ab der kommenden Hallensaison gemeinsam unter TKH weiter (vgl. DTB: Kurzmitteilung, VAUPEL, 30.05.2000). Die Stadtvereine haben es nicht geschafft, ausreichend Nachwuchs für die Bundesliga zu bekommen Die folgenden Aspekte für den geringen Bekanntheitsgrad wurden nur von einigen Experten benannt, sollen aber der Vollständigkeit halber nicht unberücksichtigt bleiben. Das Problem der relativ geringen Zuschauerzahlen wird von zwei Experten angesprochen. "Es gibt nach wie vor das Problem, daß der Spitzensport Faustball doch recht unbekannt ist. Somit haben wir selten fachfremdes Publikum." (U.S.) Den Zusammenhang zwischen Medienpräsenz und Zuschauerzahl stellt T.B. dar: "Das ist ein Wechselspiel. Wenn Faustball in den Printmedien lokal nicht gut vertreten ist, dann ist auch nur eine begrenzte und sehr interessierte Zuschauerzahl zu begeistern. Und anders herum: Sind viele Zuschauer da, ist es für die Zeitung interessant [über die Sportart zu berichten]." (T.B.) H.P. bemängelt, daß dem Faustball große Werbepartner fehlen, die den Sport in die Medien bringen. "Faustball ist kaum im Fernsehen. Häufig wird nicht einmal von Deutschen Meisterschaften oder Weltmeisterschaften berichtet. Da muß mehr von oben kommen. Wir haben keine großen Firmen als Rückhalt." (H.P.) Ein weiterer Grund für den geringen Bekanntheitsgrad wird vereinzelt darin gesehen, daß Faustball im DTB organisiert ist und in den Veröffentlichungen vom DTB, besonders aber DSB und LSB, nicht explizit aufgeführt wird. "Die olympischen Sportarten werden im DTB bevorzugt. Faustball rangiert deshalb nur an unterer Stelle. Dadurch wird der Bekanntheitsgrad nicht gerade gefördert, sondern eher verringert. Bei sämtlichen Veröffentlichungen geht es schon los. Da findet man Faustball nicht, weil wir unter 'Turnen' laufen." (H.P.) "Beim DTB geht es ja noch, beim DSB oder LSB ist es noch schlimmer, weil da ganz einfach nur Turnen steht und sonst nichts." (A.P.) Diese Aussage wird sicherlich von keinem anderen Experten getätigt, weil diese kaum Zugriff auf die angesprochenen Veröffentlichungen haben. Die Veröffentlichungen vom DSB oder LSB bzw. die Turnerzeitschrift werden von den wenigsten Faustballern gelesen. Tatsache ist, daß Faustball in der Liste der im DSB organisierten Verbände nicht zu finden ist, weil nur selbständige Verbände aufgeführt sind. Es erscheint demnach nur der DTB (vgl. DSB 1999, 6). Als weitere Beschränkung beim Ansatz der Verbreitung wurde von H.P. angeführt, daß oftmals Engagement einzelner Faustballer fehlt, eigene Abteilungen zu gründen: "Leider geschieht es immer wieder, daß aktive Faustballer ihre Kinder lieber 20 km zum benachbarten Ort fahren, anstatt selber in ihrer Örtlichkeit etwas aufzubauen." (H.P.) In direktem Zusammenhang damit steht das von drei Experten genannte Problem, daß die Verbreitung des Faustballs teilweise nicht vorangetrieben werden kann, weil die Verteilung der Faustballvereine nicht flächendeckend ist. "Z.B. bei Schulmeisterschaften in Weser-Ems. Es nehmen auch Schulen teil, die aus Regionen kommen, wo es keine Faustballabteilungen gibt. Dort sind Lehrer dann an den Bezirk, an Sportvereine herangetreten: Wo kann ich mich melden, wo kann ich die Kinder hingeben? Und leider fehlten da Vereine in der näheren Umgebung, die das Engagement übernehmen wollten, dort Jugendarbeit für den Verein zu betreiben." (H.P.) Wo genau Faustball verbreitet ist, konnte mit dieser Untersuchung nicht festgestellt werden, da die Experten darüber ebenfalls nur spekulieren können. Dafür müßten andere Verfahren verwendet werden. Es gibt Faustball-Hochburgen und unbestritten ist die Verbreitung in kleineren Ortschaften leichter als in Großstädten. Fazit: Der Bekanntheitsgrad der Sportart Faustball ist abhängig von vielen Variablen und unterliegt zudem regionalen Unterschieden. In Regionen mit vielen und zum Teil auch erfolgreichen Faustballvereinen ist der Bekanntheitsgrad höher, weil die Sportart dort gleichzeitig mehr in der Presse vertreten ist. Deutschlandweit ist der Bekanntheitsgrad der Sportart als gering einzuschätzen, was u.a. in der geringen Aktivenzahl begründet liegt. Zudem ist Faustball nicht im Fernsehen vertreten. Pressearbeit ist im Faustball eine Bringschuld. Diese Bringschuld wird teilweise zu wenig beachtet. Ein großes Problem bezüglich des Bekanntheitsgrades ist die Nichtbesetzung des Sitzes für Öffentlichkeitsarbeit im TK Faustball, also auf Bundesebene. Eine Lösung dieses Problems scheint in Sicht zu sein. Der Posten ist kommissarisch besetzt worden. Auf Grund des geringen Bekanntheitsgrades ist es für den Sport schwierig, neue Mitglieder zu werben. Gerade im städtischen Bereich mit der großen Konkurrenz anderer Freizeitangebote hat Faustball Schwierigkeiten, sich durchzusetzen.
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Der Bekanntheitsgrad der Sportart
Faustball kann unbestritten durch eine verbesserte
Öffentlichkeits- und Medienarbeit gesteigert werden. Der
Bringschuld im Bereich der Pressearbeit beim Faustball
muß Rechnung getragen werden. "Der Bekanntheitsgrad ist durch ein vernünftiges Konzept der Öffentlichkeitsarbeit zu steigern." (U.M.) "Die Pressearbeit muß auf allen Ebenen auf jeden Fall verbessert werden." (U.S.) "Es muß auf allen Ebenen daran gearbeitet werden, daß Faustball immer wieder in Zeitungen erscheint." (H.P.) Wie dies im einzelnen geschehen kann, darüber herrschen unterschiedliche Meinungen. Einig sind sich die Experten darin, daß die Wiederbesetzung des Sitzes des Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig ist. "Ansonsten kann ich auch keine Offensive starten." (U.M.) "Das ist für mich der Hauptansatzpunkt. Einen ersten Ansatz sehe ich jetzt, daß im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ein sehr moderner Marketingmitarbeiter aus einer Firma arbeitet, der auch über das nötige Know How verfügt. Bislang wurde im Bereich der Nationalmannschaft zu wenig in der Presse getan." (O.N.) "Wenn da ein Konzept ist, wo ich versuche, die DM und Bundesligaereignisse ein bißchen einheitlich und offensiv zu verkaufen, habe ich durchaus Chancen, zumindest in die 3. Programme reinzukommen und dadurch natürlich den Bekanntheitsgrad steigern." (U.M.) Das von U.M. angesprochene Konzept für den Bundesligabereich als Aushängeschild für den Leistungssport Faustball erwähnt auch A.P., besonders im Hinblick auf das Image der Sportart: "Man kann sehr viel darauf einwirken, wenn z.B. ein einheitliches Marketingkonzept da wäre für alle Bundesligisten, wo ganz bestimmte Kriterien festgelegt werden, was eine Bundesligamannschaft bringen und leisten muß. Man müßte für die Bundesliga mit den Mannschaften ein Marketingkonzept entwerfen und so ins Fernsehen kommen." (A.P.) Die Wichtigkeit einer professionelleren Ausrichtung von Bundesligaspieltagen als Aushängeschild für den Leistungssport wird von keinem bestritten. "Faustballer müßten mehr unternehmen, auch im Beiprogramm." (H.P.) "Man muß kleine Schritte gehen, ständig etwas bieten, wie Saisonhefte, Show auf Spieltagen. Man bekommt nicht von heute auf morgen eine volle Halle, aber es ist machbar. Man muß auch bei anderen Sportarten abgucken, von denen lernen." (T.B.) Von U.S. als Nationaltrainer wird zudem von den Spielern im Bundesligabereich ein stärkeres Bewußtsein für den Leistungssport gefordert. "Es müßte ein leistungsorientierteres Auftreten besonders der Bundesligisten stattfinden, auch speziell im Hinblick auf das Training." (U.S.) Einen ersten Ansatz in puncto guter Öffentlichkeitsarbeit sieht A.P. in der Bereitstellung von Pressemappen bei Deutschen Meisterschaften: "Die Pressemappen auf DM's sind vorbildlich. Das ist ein erster guter Ansatz." (A.P.) Die herausragende Stellung des Mediums Fernsehen bezüglich der Steigerung des Bekanntheitsgrades einer Sportart wurde bereits dargestellt. Eine Möglichkeit, Faustball ins Fernsehen zu bekommen, wird von A.P. angesprochen: "Mein Vorschlag wäre, eine Stunde DSF zu kaufen. Wenn man Faustball selber vernünftig aufnehmen würde und jeden Sonntag 10 Minuten zeigen würde. Ich glaube, daß man sehr wohl Sponsoren dafür finden würde." (A.P.) Hierbei besteht jedoch das Problem, die Sportart in Eigenregie fernsehgerecht aufzunehmen. Eine amateurhafte Präsentation im Fernsehen kann sich eher kontraproduktiv auswirken. Das kostet aber wiederum sicherlich zu viel, wie auch A.P. anspricht: "Jörg Wontorra sagte: Ich will Sport zeigen, und keine Werbung für eine Sportart machen. Damit meinte er wohl, daß der finanzielle Aufwand zu groß ist, Faustball zu zeigen." (A.P.) S.B. ist derselben Auffassung und zeigt wiederum den Zusammenhang zum geringen Bekanntheitsgrad auf. "Dann müßte man mehrere Kameras hinbringen und das ist wahrscheinlich wieder zu teuer. Und ich glaube, ein Hauptproblem ist, daß die meisten Fernsehanstalten Faustball gar nicht kennen." (S.B.) Deshalb ist die Forderung vieler Experten, Faustball ins Fernsehen zu bekommen, sehr schwer zu erreichen. Auch andere Sportarten wie Fußball oder Tennis beispielsweise müssen mit mehreren Kameras aufgenommen werden. Bei diesen Sportarten gibt es aber den nötigen finanziellen Background bzw. das Medieninteresse an der Sportart selber. Davon ist Faustball weit entfernt. H.P. spricht an, daß Faustball automatisch ins Fernsehen gelangen würde, wenn die Sportart olympisch wäre. Dadurch wäre die Popularitätssteigerung gesichert. "Bei anderen Sportarten wie z.B. Biathlon waren es die olympischen Spiele, die die Sportart ins Fernsehen brachten, so auch beim Volleyball. Nur durch solche Sachen kann man Faustball richtig populär machen. Der IFV muß noch mehr unternehmen, olympisch zu werden." (H.P.) Diese Forderung ist sicherlich leicht aufzustellen, aber schwer in die Tat umzusetzen. Zur Aufnahme zu den olympischen Spielen müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, u.a. muß es eine bestimmte Anzahl an Nationen geben, die in ihrem Land Faustball spielen. Momentan gibt es aber (erst) 13 Faustball-Nationen (vgl. Kap. 2.1.), wobei derzeit Bestrebungen laufen, "neue Nationen hinzuzugewinnen." (L.B.) Der IFV ist momentan bestrebt, die Teilnahme an den World Games weiterhin zu sichern, die olympischen Spiele scheinen nicht in erreichbarer Nähe. Dagegen kann im Bereich der Printmedien sicherlich viel erreicht werden. Daß die "Vereine selbst aktiv werden müssen" (O.N.) und "in den Vereinen eine professionellere Pressearbeit durchgeführt werden" (O.N.) muß, wird von allen Experten bestätigt. "Ein Diskussionspunkt auf dem Liga-Ausschuß war, daß Faustball mehr in den Medien vertreten sein muß und daß jeder einzelne Verein sich explizit mehr um die Medienarbeit kümmern muß." (S.B.) L.B. geht sogar so weit, zu behaupten, daß von oben her (von der Bundesebene aus), keine Initiative in Richtung Medien gestartet werden kann, wenn die unteren Bereiche nicht aktiv werden. Hierin spiegelt sich die Sichtweise bzw. die Erfahrung des Funktionärs auf Bundesebene wieder. "Die Steigerung des Bekanntheitsgrades muß man von unten her aufbauen. Wir müssen wesentlich mehr in den regionalen Medien vertreten sein, daß auch die Presse da mehr Aufmerksamkeit kriegt. Es geht nur über regionale Bereiche, wenn in den unteren Gliederungen und Vereinen da mehr Bewußtsein für Pressearbeit geweckt wird. Dann wird man automatisch auch in die anderen Medien kommen. Von oben leiten ist da ganz schwierig, wir merken daß in der Öffentlichkeitsarbeit, wenn wir Berichte durchgeben von Großveranstaltungen wie Deutsche Meisterschaft usw.; dann sind wir eigentlich nur in den Medien vertreten, wo auch regional etwas getan wird." (L.B.) Daß die Pressearbeit in den Vereinen verbessert werden muß, wird wie erwähnt von keinem Experten bestritten. Ein Leiten von oben, das richtige Setzen von Initiativen, kann aber sicherlich hilfreich sein und auch Engagement in den Vereinen wecken. Dies erkennt auch TK-Funktionär L.B.: "Was wir tun können von oben, ist ein Konzept zu erarbeiten." (L.B.) Bei der Pressearbeit wird die Wichtigkeit in der Regelmäßigkeit und Verläßlichkeit hervorgehoben. "Man muß den Kontakt halten, auch wenn ein Spiel verloren wurde oder die Presse einen Bericht mal nicht gebracht hat." (U.M.) U.M. spricht hier als Fachmann, da er jahrelang als Pressevertreter für die Bundesliga tätig war. Aus der Bringschuld der Pressearbeit läßt sich dieses Argument leicht ableiten. Ansonsten wird von der Presse über einen solchen Spieltag nicht berichtet. Neben diesem Bereich der Medien wird die Nutzung des neuen Mediums Internet für den Faustball als eine klare Chance gesehen, den Bekanntheitsgrad zu steigern. "Je frühzeitiger wir Faustball im Internet ansiedeln, umso besser wird es sein." (H.P.) "Internet ist eigentlich die Zukunft für den Sport, wenn man das vernünftig führt." (A.P.) "Wir haben Zeiten erlebt, wo nur eine Person aktiv war [Richtung Pressemitteilungen für die Faustballer, J.K.]. Nichts ist langweiliger als die Nachricht von gestern. Das Internet ist als Grundlage für die Presse von unschätzbarem Wert." (T.B.) Die Aussage von T.B. unterstreicht A.P.: "Jeder kann jederzeit alle Ergebnisse abrufen. Das ist wie mit Videotext. Beim Internet geht es sogar noch schneller, wenn es läuft." (A.P.) Durch die Unzensiertheit des Mediums kann prinzipiell jeder veröffentlichen, was er möchte. Darin sieht U.M. eine kleine Gefahr, die aber zu umgehen ist: "Das Internet wird bereits intensiv genutzt, viele sind aktiv. Was aber wichtig ist: Es muß offizielle Seiten geben, so daß klar wird: Das andere sind nur Meinungen und Stellungnahmen." (U.M.) Neben dieser immens wichtigen Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Medien wird von T.B. und S.B. zur Steigerung des Bekanntheitsgrades die Erhöhung der Präsenz des Faustballs in der Schule angesprochen. "Wenn man Faustball wieder in der Schule einführen würde und die Kinder erst mal erfahren würden, daß es die Sportart gibt, dann hätte sie auch ein ganz anderes Ansehen." (S.B.) "Ein entscheidender Schritt für mich ist: Faustball muß Schulsport werden. Diese Forderung ist ganz vorrangig. Wenn man es schafft, Faustball in die Lehrerausbildung aufzunehmen, dann hat man Lehrer, d.h. potentielle Übungsleiter, und man hat gleichzeitig den Bekanntheitsgrad in der Schule." (T.B.) Auf diesen wichtigen Punkt soll in der späteren Behandlung der Nachwuchsproblematik in Zusammenhang mit der Schule eingegangen werden. Als ein wichtiger Punkt für die Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Verbreitung der Sportart (vgl. Kap. 2.1.) sollte er aber in diesem Kapitel auf keinen Fall fehlen. Fazit: Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades werden zwei wesentliche Dinge vorgeschlagen. Erstens die konsequente Öffentlichkeitsarbeit im Verbund mit einem Marketingkonzept, zweitens die Präsenz des Faustball an den Schulen. Die Öffentlichkeitsarbeit soll auf verschiedenen Ebenen angegangen werden. Als dringende Notwendigkeit wird die Wiederbesetzung des Sitzes des Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit angesehen, um ein übergeordnetes Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit anstreben zu können. Weiterhin muß die Pressearbeit auf allen Ebenen verbessert werden, um der Bringschuld im Bereich der Faustball-Pressearbeit nachzukommen. Die einzelnen Vereine können hier in ihrem Bereich aktiv werden und die örtliche Presse mit Berichten und Informationen rund um den Faustball versorgen. Wenn die örtliche Pressearbeit gut läuft und die Zeitungen in den Regionen viel über Faustball berichten, ist der Bekanntheitsgrad der Sportart größer und die Pressearbeit auf Bundesebene kann die Kontakte der unteren Bereiche nutzen. Weiterhin wird die verstärkte Nutzung des Internet als sinnvoll erachtet. Die Pressearbeit unterliegt äußeren Beschränkungen, im Internet kann unzensiert und in aller Ausführlichkeit berichtet werden. Darin liegt eine Möglichkeit, aber auch eine Gefahr. Es muß offizielle Seiten geben, deren Berichte und Meldungen einen offiziellen Charakter besitzen. Auf weitere Vorteile des Internet wird später weiter eingegangen. Um dem Leistungssport Faustball eine bessere Grundlage zu geben, müßte ein übergeordnetes Konzept zur Durchführung und Vermarktung der Bundesligaspieltage erarbeitet werden. Es muß ein Katalog erarbeitet werden, der einen Mindeststandard für Spieltage festlegt. Auf diesem Wege könnte die Ausrichtung der Spieltage professionalisiert werden und so auf langem Weg vielleicht eine Präsenz im Fernsehen erreicht werden. Dieser Leistungsorientierung müßten sich auch die Spieler mehr anpassen. Es ist anzumerken, daß viele dieser Forderungen nicht neu sind und schon seit einigen Jahren erhoben werden. Geändert hat sich trotzdem noch nicht viel. Das kann einerseits am fehlenden Öffentlichkeitskonzept liegen. Andererseits fehlt für die nötigen Initiativen sicherlich das angemessene Engagement, da alles von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen wird (vgl. Kap. 4.2.3.). |