Jens Kolb | Auszug aus der
Examensarbeit: |
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4.3. Weiterführende Auswertung - Vorgehensweise für die Verbesserung der Faustball-Situation
4.2.5.1. Ist-Zustand und Probleme | 4.2.5.2. Lösungsansätze |
Einigkeit herrschte bei der Beurteilung,
daß der finanzielle Spielraum im Faustball sehr
beschränkt ist. Es gibt keine großen Sponsoren, die
hinter dem Faustball stehen. Hinzu kommt, daß Faustball
nicht-olympisch ist und deshalb seit dem Jahr 2000 keine
BMI-Fördermittel mehr erhält. Zugleich wurden die
Gelder vom DTB weiter gekürzt. Auf Bundesebene
sind die Finanzen auf einem existenzbedrohendem Stand.
Diese Einschätzung ist einheitlich. "In Deutschland sind wir als nicht-olympische Sportart aus der BMI-Förderung rausgeflogen. Eigentlich sind in den letzten Jahren kontinuierlich die Gelder zurückgefahren worden." (L.B.) "Im Augenblick ist eigentlich nichts da: 47.000 DM pro Jahr ist lächerlich." (U.M.) "Die BMI-Mittel sind komplett eingefroren, uns bleiben somit auf Bundesebene gerade mal 47.000,-DM. Mit dem Schülerbereich haben wir 8 aktive Kader. Da kann man sich ausrechnen, wie man mit dem Geld auf Bundesebene arbeiten muß. Wenn man einen Kaderlehrgang mal mit 6000,-DM veranschlagt, dann ist nicht mal ein Lehrgang pro Kader möglich." (U.S.) "Leider sind wir durch die Regelung des Deutschen Sportbundes aus den BMI-Mitteln geflogen. Jetzt muß sich der DTB überlegen, wie wir unsere Weltmeisterschaftsfahrten usw. überhaupt noch finanzieren sollen." (A.P.) "Alle Maßnahmen, wie sie geplant sind, können so mit den jetzigen Voraussetzungen eigentlich nicht durchgeführt werden. Von daher sehe ich da große Schwierigkeiten. Und für neue Ideen und Maßnahmen ist überhaupt kein Geld vorhanden. Für Lehrgänge der Nationalmannschaft kommt schon einiges an Geld zusammen und es ist ja nicht nur eine Nationalmannschaft, die Geld empfängt. Es gibt ja auch noch den Jugend-, Junioren- und Damenbereich." (O.N.) Diese Aussagen beziehen sich allesamt auf die finanzielle Situation des Faustballs auf Bundesebene. Durch die komplette Streichung der Förderung durch das Bundesinnenministerium (BMdI-Mittel) und einer gleichzeitigen Kürzung der Fördermittel durch den DTB um 6.000 DM ist im Gegensatz zum Vorjahr im Jahr 2000 der Bundeshaushalt auf nicht einmal die Hälfte zusammengeschrumpft (vgl. http://home.nordwest.net/Faustballsport/maerz.html). Oftmals wird diese Finanzkürzung einseitig dem DTB angelastet, nur informierte Kreise wissen davon, daß die Hauptkürzung der Finanzen nicht auf den DTB zurückzuführen ist. Nur von 3 Experten wurde der Einfluß der BMdI-Kürzungen erwähnt. Natürlich kann man vielleicht dem DTB, bzw. den Funktionären auf Bundesebene im Faustball, vorwerfen, sich nicht ausreichend für den Faustball eingesetzt zu haben, so daß es zu einer solchen Kürzung kommen konnte. Ob bei einer entsprechenden Interessenvertretung die Streichung der Förderung hätte verhindert werden können, vermag der Verfasser nicht zu beurteilen. Ein gewisser Vorwurf von Funktionären auf Landesebene in Richtung TK Faustball ist im Interview aber zu hören gewesen: "Bei uns auf Landesebene wollte man auch kürzen, aber wir haben immer mehr gekriegt. Also muß es wohl ein bißchen daran liegen, wie man sich nach oben hin verkauft. So oft, wie wir Welt- und Europameister geworden sind, dürfte das eigentlich kein Problem sein." (A.P.) "Daß es vielleicht geht [mehr finanzielle Förderung zu erhalten auf Bundesebene, J.K.], zeigt die Erfahrung in den Landesturnverbänden. Da ist auf Landesebene teilweise das Doppelte oder Dreifache wie auf Bundesebene vorhanden." (U.M.) L.B. als TK-Mitglied vertritt die Ansicht, daß die Unterstützung durch den DTB so gering ist, weil dessen finanziellen Mittel ebenfalls beschränkt sind. "Man muß das in Relation sehen. Der DTB hat auch kein Geld und es ist überall gekürzt worden. Und auch die Erfolge muß man etwas in Relation sehen. Ein ständig gewonnener Titel ist irgendwann nicht mehr so viel Wert." (L.B.) In den Landesturnverbänden ist der finanzielle Rahmen oftmals besser, wie aus den Aussagen von A.P. und U.M. bereits hervorgeht. Zumindest im NTB ist die Situation zufriedenstellend, wie A.P. betont. "In Niedersachsen haben wir keine Probleme, da wir hier sehr gut organisiert sind und einen Landesturnverband haben, der auch für uns mitarbeitet. Wir haben wesentlich mehr Geld als auf Bundesebene. Dieses Geld ist aber zweckgebunden." (A.P.) Wie die finanzielle Situation in den anderen Landesturnverbänden ist, kann nicht beurteilt werden. Dabei spielt das Engagement im Verband eine wichtige Rolle. Nur von H.P. wurde der Einfluß der Politik auf den Faustballbetrieb auf Vereinsebene erwähnt. Die Sportförderung ist aber sicherlich ein wichtiger Bereich. "Früher gab es bestimmte Bereiche der Zuschußrichtlinien, die aber gestrichen worden sind, weil überall gekürzt wird. Leidtragend war auch der Faustballsport. Es müßten viel mehr öffentliche Mittel in den Sport fließen." (H.P.) Diese öffentlichen Zuschüsse werden in Zukunft noch stärker limitiert werden (vgl. ARNOLD 1995, 78). Nicht nur Sportarten untereinander konkurrieren und treten in Wettbewerb um die Gelder. "Gegenwärtig - und zukünftig noch vermehrt - rivalisieren die Bereiche "Sozial", "Kultur" und "Sport" um knapper werdende öffentliche Budgets. Erhebliche Restriktionen müssen hier für die Zukunft veranschlagt werden." (ARNOLD 1995, 61) Von S.B. und H.P. ist auf den Einfluß des finanziellen Engpasses auf den Amateursport hingewiesen worden. "Der akute Geldmangel der Sportart behindert auch, die Attraktivität des Faustballs für den Zuschauer zu fördern. Außerdem können Mannschaften nicht ausreichend unterstützt werden, so daß diese teilweise auf eigene Kosten zum Spieltag fahren müssen." (S.B.) "Wir haben immer wieder Probleme in unserem Verein, die hohen Kosten zu übernehmen, die auftreten; gerade wenn man überregional spielt." (H.P.) Hier werden die Sichtweisen der Spielerin und des Vereinsabteilungsleiters deutlich. Fazit: Die finanzielle Situation des Faustballs hat im Jahr 2000 existenzbedrohende Ausmaße angenommen. Nachdem in der Vergangenheit die Zuschüsse stetig abgenommen haben, steht dem Faustball auf Bundesebene zur Jahrtausendwende durch die komplette Streichung der BMI-Mittel und einer gleichzeitigen Kürzung der DTB-Zuschüsse im Vergleich zum Jahr 1999 nicht mal mehr die Hälfte des Geldes des Vorjahres zur Verfügung. Auch auf Vereinsebene ist der Spielraum durch die Kürzung von Zuschüssen immer begrenzter.
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Die Weiterentwicklung einer Sportart ist
heutzutage leider sehr vom Geld abhängig. Dieser Bereich
ist demnach für den Faustball sehr wichtig. Ein erster Ansatz zur Lösung des finanziellen Engpasses im Faustballsport ist bereits in die Tat umgesetzt worden durch die Gründung des FFKF (vgl. Kap. 2.4.2.). Der zur Förderung des Jugendfaustballs gegründete Verein wird von allen Experten lobend hervorgehoben. Exemplarisch dazu: "Es ist ein guter Ansatz, der noch breiter betrieben werden müßte." (T.B.) Gleichzeitig wird aber kritisch angemerkt, daß die Fördermittel des FFKF oftmals zur Schließung von Finanzierungslücken auf Bundesebene genutzt werden müssen. "Zum Glück gibt es den FFKF, der durch Finanzspritzen viele dieser Lehrgänge noch möglich macht." (H.P.) "Prinzipiell können diese Fördermittel nur flankierend sein. Grundsätzlich müssen Impulse vom Verband her auch möglich sein." (T.B.) Eine Ausdehnung der Mitgliederzahl des FFKF hängt meines Erachtens mit der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zusammen. Es existieren zwar Werbebroschüren des FFKF, die auch sehr gut gestaltet sind und denen zu entnehmen ist, was gefördert werden soll (vgl. Kap. 2). Es wird aber nicht veröffentlicht, welche Projekte wirklich gefördert worden sind. Dazu die Aussage von O.N.: "Es ist nicht ganz transparent, was gefördert wird." (O.N.) Dieses Manko könnte durch die Veröffentlichung eines Jahresberichts behoben werden, beispielsweise auf der Homepage des FFKF. Solche Rechenschaftsberichte werden nur auf der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung bekanntgegeben. Um an das Geld von Privatpersonen zu kommen und die Spendenbereitschaft auszubauen, wäre die breitere Bekanntmachung vielleicht ein guter Ansatz. In der Geldknappheit auf Bundesebene sehe ich einen der Hauptanlässe dafür, daß teilweise Forderungen nach einem eigenen Faustballverband aufkommen. Bei der Problemdarstellung ist bereits dargelegt worden, daß die Erhöhung der Zuschüsse vom DTB nur durch eine stärkere Interessenvertretung erreicht werden kann. Unterstreichend kann folgende Aussage von A.P. angeführt werden: "Es muß so sein, daß wir die Leute auch zu den richtigen Tagungen kriegen, damit man da auch Einfluß nehmen kann. Es ist zwar schwer, dann immer eine Mehrheit zu kriegen, aber die [im Verband, J.K.] müssen merken, daß wir da sind." (A.P.) Von A.P. wird zusätzlich darauf verwiesen, daß in den Landesturnverbänden finanziellen Ressourcen bestehen, die durch Beantragung genutzt werden könnten. "Auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene ist zum Teil Geld, daß nicht ausgenutzt wird." (A.P.) Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung, die Sponsorengewinnung, wird auf Bundesebene laut Aussage von L.B. und O.N. bereits verstärkt angegangen. "Wir haben einen Arbeitskreis gebildet, der sich um Sponsoring bemühen will." (L.B.) "Es gibt starke Bestrebungen, einen Sponsorenpool aufzubauen. Und das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung." (O.N.) Diese Möglichkeit der Sponsorensuche ist laut O.N. durch eine Umstrukturierung im DTB vereinfacht worden. Sponsorengelder fließen laut O.N. nun nicht mehr in einen großen DTB-Pool und werden dann unter den Sportarten auf Grund ihres Stellenwerts im DTB anteilig zur Verfügung gestellt. "Es ist jetzt geändert worden, daß zweckgebundene Spenden auch dort verwendet werden. Genauso wie andere Sportarten können die Faustballer jetzt in die Offensive gehen und versuchen, Sponsoren zu organisieren und dann das Geld auch für sich verwenden. Das Engagement wird dadurch größer." (O.N.) "Es macht für den Sponsor auch sonst keinen Sinn. Wenn ich jemanden gewinne, der eine bestimmte Sache fördern will, soll auch 100% der Sache dienen, die ich fördern will." (U.S.) U.S. stellt die Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit dem Sponsoring in den Vordergrund: "Marketing, Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit ist ein Thema. Ist keine konsequente Öffentlichkeitsarbeit da, dann wird man sicherlich auch keine Sponsoren zufrieden stellen können." (U.S.) Diese Aussage unterstreicht die Bedeutung der Ausführungen zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Erstellung eines übergeordneten Öffentlichkeits- und Marketingkonzeptes (vgl. Kap. 4.2.2.). Fazit: Durch zunehmende Zuschußkürzungen für den Faustballsport müssen Alternativen gesucht werden, um den Sport finanziell zu unterstützen. Neben einer stärkeren Interessenvertretung im Verband, speziell auch in den Landesturnverbänden, in denen die Mittel noch nicht vollständig ausgeschöpft werden, ist eine verstärkte Marketingarbeit von Nöten. Erste Bestrebungen in diese Richtung sind auf Verbandsebene zu verzeichnen. Weiterhin sollte der gute Ansatz zur Förderung des Faustballs durch den FFKF weiter ausgebaut werden. |