Jens Kolb | Auszug aus der
Examensarbeit: |
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4.3. Weiterführende Auswertung - Vorgehensweise für die Verbesserung der Faustball-Situation
4.2.4.1 Ist-Zustand und Probleme | 4.2.4.2. Lösungsansätze |
Neben der Ehrenamtlichkeit gibt es noch
weitere Probleme auf Verbandsebene, die angesprochen
wurden. Bei Fragen zur Organisation des Faustballs ist
vielfach eine gewisse Unkenntnis zu Tage getreten, wenn
sich die Befragten nicht schon einmal direkt mit dem
Satzungswerk auseinandergesetzt haben. In diesem Bereich
ist sicherlich das erste Problem zu sehen: Die meisten
Faustballer sind zu wenig informiert. Deshalb verbleiben
die Aussagen der Experten zu diesem Gebiet oftmals auf
einem schwachen Fundament, manchmal können nur
Vermutungen geäußert werden. Exemplarisch dazu folgende
Äußerung: "Manchmal kommt es mir so vor, als ob Faustball nur ein kleines Rad im DTB ist, neben ganz vielen unspektakulären Sportarten. So lange es im DTB ist, kriegt es wohl auch keinen höheren Stellenwert." (S.B.) Zu diesem Themengebiet gibt es daher differierende Auffassungen und teilweise sehr große Unterschiede im Umfang der Äußerungen. L.B. als Fachmann in Fragen zur Organisation im DTB konnte sehr detaillierte Aussagen treffen, die sogar bis in Einzelheiten der Strukturänderungen reichten. Er trifft eine andere Beurteilung bezüglich des Stellenwerts des Faustballs im DTB, entgegen der geäußerten Meinung vieler anderer Faustballer und auch einiger Experten wie S.B.. "In den letzten 10 Jahren haben wir erreicht, daß wir im DTB eigentlich sehr gut anerkannt sind. Wir haben beispielsweise den höchsten Etat aller Sportarten im DTB." (L.B.) Den vielfach angesprochenen Rückgang des Stellenwerts sieht er nicht als begründet an. In Bezug auf den Stellenwert wird von einigen Experten angesprochen, daß die Faustballer ihre eigenen Interessen innerhalb des DTB und den Landesturnverbänden oftmals zu wenig vertreten: "Die Faustballer haben es in der Vergangenheit versäumt, gewichtige Posten innerhalb des DTB einzunehmen. Man kann schon sagen: Faustballer vertreten ihre legitimen Interessen in keinem Ausschuß mit Gewicht." (T.B.) Auf den finanziellen Aspekt soll später gesondert eingegangen werden. So birgt nach Auffassung der Experten die durch die Struktur im DTB mit einem TK Faustball auf Bundesebene und der davon relativ losgelösten Landesturnverbände eine Schwierigkeit. Von oberer Ebene aus wird kritisch angemerkt, daß durch diese bestehende Struktur kein direktes Lenken von oben möglich ist: "Die Verbandsstruktur ist teilweise ein Problem dadurch, daß wir über die Landesverbände gehen müssen und in den Ländern wieder unterschiedliche Meinungen herrschen. Die Landesverbände sind autark und können selber entscheiden, was sie machen wollen. Das ist in vielen Bereichen sehr schwierig. Ein weiteres ganz großes Problem ist, daß jeder nur seine eigenen Sachen und Probleme sieht und seinen eigenen Vorteil herauszuholen versucht. Es ist auch schwierig, in alle Landesverbände die richtige Initiative reinzubringen." (L.B.) L.B. merkt kritisch an, daß in nur 5 der 20 vorhandenen Landesturnverbände von einer guten, engagierten Arbeit gesprochen werden könne. Relativ neutral, ohne Schuldzuschreibung in eine Richtung, kritisiert auch O.N. die mangelnde Kooperation. "Es liegt schon einiges im Argen, weil meiner Meinung nach die einzelnen Organisationen sehr schlecht zusammenarbeiten. Es gibt keine gute Zusammenarbeit zwischen TK und den einzelnen Landesturnverbänden, wie das Beispiel der Einführung der 1,90m Leinenhöhe bei den Frauen gezeigt hat. Dort hätte es passieren können, daß auf Bundesebene weiterhin auf einer 2m hohen Leine gespielt worden wäre, im NTB dagegen aber auf einer 1,90m hohen. So etwas gibt es in keiner anderen Sportart." (O.N.) Daneben wird aber auch direkte Kritik an der Führungsebene getätigt. Vielfach wird kritisiert, daß das TK Faustball zu wenig neue Ideen hervorbringt. Es fehlt scheinbar an lenkenden Vorgaben. "Es passiert zu wenig Neues." (T.B.) "Das Problem des TK ist: Das sind zwar Leute, die arbeiten, aber keine neuen Ideen bringen, keine neuen Initiativen. Von daher fehlt ein bißchen der Schwung und der zündende Funke für Innovationen." (U.M.) "Die oberste Ebene ist dafür da, Ideen zu entwickeln, Ideen an die Gremien zu tragen, an die Vereine zu bringen. Das ist wie in der Politik. Natürlich ist das nicht ohne die Mitarbeit in den Vereinen möglich." (U.S.) Natürlich kommen solche Äußerungen nicht von TK-Ebene aus, sondern von den unteren Strukturbereichen. Die Kritik ist sicherlich berechtigt, obwohl die Arbeit unbestritten einen enormen Zeitaufwand nach sich zieht und somit wieder nur bedingt Forderungen gestellt werden können. Hier zeigt sich die hohe Forderungshaltung auch an die Qualität der Arbeit der ehrenamtlichen Tätigen (vgl. Kap. 4.2.3.1.). Teilweise wird angemerkt, daß es durch die Struktur im DTB schwierig ist, Änderungen der bestehenden Regelungen in der OFS durchzuführen. Der Weg einer Änderung ist langwierig. "Es ist immer wieder ärgerlich, daß man sich bei Kleinigkeiten in Bezug auf Spielordnung immer wieder auf andere Sportarten Rücksicht nehmen muß. Die Bundesspielordnung gilt für andere Sportarten auch." (U.M.) "Ein eigener Verband hätte sicherlich den Vorteil, nur für den Faustball ein sinnvolles Reglement zu erarbeiten ." (H.P.) "Die Wege sind sehr lang. Erst einmal muß innerhalb des Faustballs eine Einigung erzielt werden, d.h. die Landesfachwarte müssen zustimmen. Das ist oftmals schon das erste Problem. Wenn es dann durch ist, muß es in den Fachbereichsausschuß, wo dann wiederum die Leute von den anderen Turnspielen vertreten sind. Wenn es da durch ist, geht es in den Vorstand Sport und erst da wird es entschieden." (L.B.) Dahingegen gibt es eine andere Meinung: "Alles, was mit Faustball selber zu tun hat, den Spielbetrieb, können wir ändern. Alles, das im Paragraphen Faustball steht. Damit können wir im Prinzip machen, was wir wollen." (A.P.) A.P. deutet an, daß der langwierige Bürokratieweg teilweise umgangen werden kann, wenn die Änderungen nur den Faustball betreffen. Beschlüsse der Bundesfachtagung (im Faustball) könnten einfach veröffentlicht und umgesetzt werden, wenn innerhalb der festgelegten Frist keine Einsprüche erhoben werden. Der offizielle Weg ist auf jeden Fall unbestritten sehr langwierig und hemmt sicherlich teilweise verstärkte Bestrebungen, über neue Regelungen nachzudenken, wenn diese nicht zwingend erforderlich erscheinen. U.M. kann unterstreichend zitiert werden: "Der ganze Aufwand lohnt sich manchmal nicht." (U.M.) Bei zu umständlicher Vorgehensweise für Veränderungen wird eine Weiterentwicklung also scheinbar blockiert. Teilweise liegt das Problem aber bereits im Bereich des Faustballs, daß dort schon keine Regelung erzielt werden kann (vgl. L.B. S. 74). Grundlage dafür, Interesse zu wecken und am Leben zu erhalten, ist ein reger Informationsfluß. Nur, wenn Leute wissen, über welche Dinge momentan diskutiert wird, können sie darüber reflektieren und sich eine Meinung bilden. In diesem Bereich existiert bei den Faustballern ebenfalls ein Problem, wie einige Experten erwähnen. "Der Informationsfluß ist zu gering. Der normale Faustballer in den Vereinen bekommt die Informationen sehr spät oder gar nicht." (H.P.) "... ist ein gewisses Problem." (L.B.) "Teilweise ist der Informationsfluß leider noch ein bißchen stockend. Es dauert zu lange, daß es jeder weiß" (A.P.). Die geringe Informiertheit in einigen Bereichen ist eingangs des Kapitels bereits erwähnt worden. Von der bevorstehenden Satzungsänderung des Faustballs wissen meiner Einschätzung nach die wenigsten Faustballer. Selbst die Interessierten haben Schwierigkeiten, an solche Informationen zu gelangen. Als Grund für den teilweise stockenden Informationsfluß werden unterschiedliche Gründe genannt. Einerseits liegt dies einfach an "mangelndem Eigeninteresse", wie U.S. äußert: "Wer interessiert ist, kann an Informationen kommen." (U.S.) L.B. als Bundesfunktionär weist auf die Probleme der Informationsweitergabe in den Landesverbänden und den Vereinen hin: "Das liegt mehr an der Lethargie der Landesturnverbände und Vereine." (L.B.) A.P. als Landesfunktionär verweist auf die Vereine: ".. mit dem NTB-Magazin, wo wir sämtliche Sachen bekannt geben müssen, die wir ändern. Jeder Verein bekommt dies zwar, aber d.h. nicht, das jeder Faustballer die Information bekommt." (A.P.) U.M. aus Vereins- und Landesverbandssicht verweist auf Probleme auf Bundesebene: "Da passiert in dieser Richtung nicht viel." (U.M.) Alles in allem kann festgehalten werden, daß im Bereich der Informationsweitergabe ein Problem besteht, woran scheinbar alle Ebenen ihren Teil dazu beitragen. Fazit: Die Organisationswege sind im Faustball teilweise etwas langwierig. Zudem ist scheinbar keine gute Kommunikation zwischen TK Faustball und den Landesturnverbänden vorhanden. Initiativen zur Weiterentwicklung und Verbreitung der Sportart scheitern an diesen Gründen oftmals bereits im Ansatz. Es fehlt an einem klaren Ziel für den Faustballsport. Teilweise ist der geringe Informationsfluß innerhalb der Faustballgemeinde hinderlich für eine weiterführende Diskussion.
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Eine dringliche Forderung, die im Rahmen
des Ehrenamtes bereits erwähnt wurde, ist eine stärkere
Verbandsaktivität der Faustballer zur besseren
Interessenvertretung. Diese Forderung ist so unbestritten
und allgemein, daß ich darauf nicht weiter eingehe.
Exemplarisch dazu: "Es muß so sein, daß wir die Leute auch zu den richtigen Tagungen kriegen, damit man da auch Einfluß nehmen kann." (A.P.) Um die Weiterentwicklung einer Sportart zu ermöglichen, müssen Änderungen in deren Regel- und Organisationswerk ohne großen Aufwand möglich sein, wenn darüber innerhalb der Sportart Einigkeit herrscht (vgl. Kap. 4.2.4.1). Die in Kapitel 2.2. bereits angedeutete Umstrukturierung des DTB weist scheinbar in diese Richtung: "Der DTB hat erkannt, daß es mit einer dirigistischen Haltung nicht weitergeht. Wir Faustballer haben das als Möglichkeit genommen, unsere Satzung zu ändern. Erst im November werden wir wissen, ob wir einen Schritt weitergekommen sind." (L.B.) In gleichem Zuge sollte meines Erachtens über eine Offenlegung der Organisationsstruktur des Faustballs im DTB nachgedacht werden. Wenn die Satzungsänderung endgültig verabschiedet sein sollte, wäre es sinnvoll, zumindest die grobe Organisation verständlich und übersichtlich darzustellen und der Faustball-Öffentlichkeit zu präsentieren - z.B. auf der Internetseite des DTB-Faustball. Dazu wären dann auch konkrete Beispiele sinnvoll: Welchen Weg muß beispielsweise ein Antrag einer Regeländerung nehmen. Wenn jetzt im Ligaausschuß eine Änderung als sinnvoll erachtet wird, wie ist der weitere Weg über die Instanzen TK Faustball, usw.. Wie aus der Darstellung der Probleme bereits deutlich hervorgeht, sollte das TK Faustball als Führungsriege seine lenkende Funktion stärker beachten. Der zündende Funke für Neuerungen und Weiterentwicklungen wird von der Führungsebene der Faustballer erwartet. U.M. schlägt in diesem Sinne vor, über eine Umstrukturierung bei der Wahl des TK Faustball nachzudenken, um auf diesem Wege vielleicht mehr Motivation in die Führungsetage zu bekommen. "In wie weit das im DTB überhaupt möglich ist, sei dahingestellt." (U.M.) Die Aktivitäten in den einzelnen Landesturnverbänden müssen teilweise erhöht werden. Für eine Weiterentwicklung und flächendeckende Verbreitung der Sportart ist die Aktivität in jedem Landesturnverband entscheidend. Natürlich müssen dafür gleichzeitig auch die Vereine aktiv werden. Es ist festzustellen, daß in den Landesturnverbänden mit hoher Aktivität eine relativ gute Verbreitung und ein guter Bekanntheitsgrad des Faustballs zu erkennen ist (vgl. Kap. 4.2.2.). "Wir Faustballer sind in allen Landesturnverbänden vertreten. Da ist es ein verstärktes Engagement, das wir brauchen. Von den 20 Landesturnverbänden gibt es gerade mal 5, wo aktiv gearbeitet wird und wo etwas passiert." (L.B.) In ähnliche Richtung, aber nicht auf die Aktivitäten in den Verbänden bezogen, fordert U.M. von den Kritikern, die es immer wieder gibt, konstruktiv zu arbeiten. "Es gibt viele Leute, die sagen: Man müßte, man sollte. - die sich aber hätten auch schon engagieren können und an vielen Punkten hätten arbeiten können." (U.M.) Kritik zu äußern, ist recht einfach. Selbst aktiv zu werden, dagegen sehr schwer. Wenn aber schon kritisiert wird, sollte diese Kritik aber eher der Sache dienlich sein, und nicht nur auf Kosten der ehrenamtlich Tätigen gehen. Man sollte vielleicht viel öfter die positiven Seiten hervorheben, nicht nur die negativen, um so die Motivation fördern zu können. Als ein Weg zur Lösung der Probleme im Organisationsbereich des Faustballs wird über die Alternative zur Gründung eines eigenen Faustballverbandes diskutiert. Im Endeffekt sehen diese Maßnahme aber alle Experten nur als letzte Möglichkeit, die erst dann in Betracht gezogen werden sollte, wenn die Entwicklung des Faustballs noch bedrohlicher wird. Beispielhaft dazu: "Es gibt keinen eigenen Faustballverband. Das scheint ein großer Nachteil zu sein. Obwohl das nicht das einzige Hindernis ist. Es hängt auch viel von den Leuten ab, die sich engagieren. Wenn ich einen eigenen Verband habe, habe ich auch nicht von vornherein Mitarbeiter, die ich dann ja irgendwo brauche. Und die müssen dann noch mehr machen erst einmal, bevor die ganze Sache läuft. Momentan denke ich, würde es so viel Mühe machen, daß man es nicht schafft." (U.M.) Fazit: Durch die momentane Umstrukturierung im DTB scheint Faustball die Möglichkeit zu erhalten, etwas autonomer zu werden. Derzeit wird die Faustball-Satzung überarbeitet. Für die Weiterentwicklung und Verbreitung des Faustballsports muß die Verbandsaktivität erhöht werden. Die Faustballer müssen in allen Bereichen aktiver werden und die Interessen des Faustballs vertreten. Gleichzeitig müssen leitende Konzepte erarbeitet werden. Das TK Faustball muß die Führungsrolle stärker berücksichtigen, genauso wie zu einer flächendeckenden Verbreitung des Faustballs in allen Landesturnverbänden Aktivitäten gestartet werden müssen.
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